Metaphorik und Dunkelheit
im Parzival Wolframs von Eschenbach
Felix Louis
Die Texte Wolframs von Eschenbach provozieren, inspirieren und entmutigen nach wie vor die mediävistische Literaturwissenschaft. Die vorliegende Studie nimmt den Parzival Wolframs von Eschenbach als herausragendes Beispiel dafür in den Blick, dass kalkulierte Unverständlichkeit in der Produktion und Rezeption von Literatur kein auf das 20. Jahrhundert begrenzbares Phänomen ist. Ausgehend vom Vergleich mit Wolframs wichtigster Quelle, dem Conte du graal Chrétiens, gehen metaphorologische Spezialuntersuchungen zu den Bildspendern Licht, Kampf, Krankheit, Speise, Verwandtschaft sowie den Farben Rot und Weiß einer impliziten Poetologie des Parzival nach. Metaphorik ist im Parzival weit mehr als sprachlicher Schmuck, Metaphern sind für Wolfram der Ausgangspunkt inventiver Prozesse. Der Nachvollzug der Bearbeitungstendenzen legt einen ‚Willen zur Verdunklung‘ frei und ermöglicht es, distinkte Formen von Unverständlichkeit und ihre jeweilige Ursache zu definieren. Im zweiten Teil der Studie werden die zahlreichen Metaphern für Sprache und Sprachwirkungen analysiert, die Wolfram in die poetologischen Exkurse des Parzival, zu nennen sind vor allem Prolog, Bogengleichnis und Selbstverteidigung einflicht. Mit ihrer Hilfe positioniert sich Wolfram im Diskurs über die Natur des Poetischen: Er nimmt eine radikale Aufwertung von literarischer Dunkelheit vor.