Methoden der Kanonkomposition bei Josquin Des Prez und seinen Zeitgenossen
Immanuel Ott
Der kunstvolle Einsatz von Kanontechniken ist ein Merkmal vieler Kompositionen aus der Zeit um 1500. Trotz der Klarheit ihrer kontrapunktischen Struktur galten Kanons lange als rätselhaft, da die handwerklichen Voraussetzungen ihrer Entstehung unerkannt waren.
Ausgehend von einem in musiktheoretischen Traktaten des 16. Jahrhunderts beschriebenen Prinzip stellt der Autor Verfahren dar, die die Komposition einer Vielzahl unterschiedlicher Kanontypen ermöglicht. Es wird gezeigt, dass sich durch den differenzierten Einsatz und die Kombination grundlegender Prinzipien selbst komplexe Kanonstrukturen einstimmig konzipieren lassen. Die historisch-satztechnischen Darstellungen werden ergänzt durch Analysen einiger der bekanntesten Kanons von Josquin Des Prez. Es zeigt sich, dass erst die präzise Kenntnis der um 1500 geltenden handwerklichen Strategien zur Komposition von Kanons eine angemessene Analyse kanonischer Werke ermöglicht. Der Autor stellt dieses Instrumentarium zur Verfügung.