Mitten durch meine Zunge
Erfahrungen mit Sprache von Augustinus bis Zaimoğlu
Brigitta Busch, Thomas Busch
‚Alle Wörter waren entweder in Dornen gehüllt oder in ein Knäuel verworrener Fäden verklebt. mit ihnen konnte ich niemanden gern haben, mich über wen ärgern, über einen Scherz lachen.‘. Das schreibt Lojze Kovačič, der als Zehnjähriger von der vertrauten schweizerdeutschen in die fremde slowenische Sprachwelt katapultiert wurde. Sein Text steht neben vielen anderen, in denen namhafte Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Jahrhunderten und Erdteilen darüber schreiben, wie sie ihre Sprachen erlebt und was sie damit verknüpft haben. Den Ausgangspunkt bilden Erfahrungen wie Flucht oder Migration, (post)koloniale Machtverhältnisse, familiäre oder regionale Mehrsprachigkeit, Gehörlosigkeit oder Aphasie. Die Rede ist von Spracherwerb und Sprachverlust, vom Verdrängen der einen durch die andere oder vom Pendeln zwischen ihnen, auch von solchen – Emigranto, Spanglish, Kanak Sprak –, die ihre hybride Herkunft nicht verleugnen. Immer wieder geht es auch um die Wahl der Schreibsprache. ‚Dichten‘, schreibt Marina Zwetajeva an Rainer Maria Rilke, ‚ist schon übertragen, aus der Muttersprache in eine andere.“
Die ausgewählten Texte laden dazu ein, die Sprachwelten anderer besser zu verstehen und die eigenen zu entdecken.