Morgen um Neun
Roman. Mit einem Nachwort zur Neuauflage
Gerhard Bauer, Gina Kaus
Mit ihren Romanen, Kurzgeschichten und Betrachtungen hatte Gina Kaus, geboren 1893 in Wien, beträchtlichen Erfolg – ihr Werk fiel unter den Nationalsozialisten jedoch in die Rubrik der ‚dekadenten Literatur’. Die Emanzipation vor allem der sexuellen Beziehungen galt im ‚Dritten Reich’ als schlechterdings unmoralisch. Die Handlung des 1932 erschienenen Romans „Morgen um Neun“ führt die Protagonisten, das Ehepaar Kupferschmidt, erst auseinander, dann lange nebeneinander her, und schließlich wieder zusammen. Sämtliche Aktionen stehen unter dem Diktat des verabredeten Scheidungstermins am nächsten Morgen um Neun – nur dass die ständig anvisierte Scheidung am Ende entbehrlich wird. Erst als sich das Paar trennen will, beginnt es, sich ernsthaft miteinander zu beschäftigen.
„Sie hatten fürs erste keinen anderen Grund für ihren Wunsch nach Scheidung anzugeben gewußt als ‚unüberwindliche Abneigung’ – eine Formel, die sie wohl mehrfach gehört hatten und von der sie glaubten, daß sie für die Trennung einer Ehe genüge. (…) ‚Das ist eben so gekommen, niemand weiß wie. Eines Tages fragt man sich: wozu sitzen wir eigentlich am selben Tisch? Und dann ist man soweit.’“