Musik des Vergessens
Über Landschaft, Leben und Tod im Hauptwerk Hans Henny Jahnns
Karlheinz Deschner
‚Es gibt die Schuld eines jeden, gewiß. Aber schlimmer ist, was sie nicht selten hervorruft, die Realität der Gesellschaft. Daß wir frei seien, nennt der Autor eine jener Urlügen, wozu man uns erzieht. Wir gehen ja bei vielen in die Schule, von klein auf, bei Verwandten, Drillmeistern, Pfaffen, Despoten. Alle befehlen, empfehlen, raten ab, raten zu. Doch raten, empfehlen, befehlen sie nicht alle etwas anderes? Überall Staub, Dunst, und während wir den rechten Weg zu wandeln glauben, gehn wir in die Irre, ‚weil es nur Irrsal gibt.‘
Wir werden erzogen, aber zu vielem erzogen, zuviel erzogen, gezerrt, von allen Seiten, erzogen und gezerrt, bis wir verzerrt, verzogen sind, geistig, charakterlich, Untertanen, Hörige, jederzeit bereit, im Sinne irgendeines ‚Höheren‘, ‚Höchsten‘, was immer dies sei, zu gehorchen, zu lügen, betrügen, zu verraten, zu foltern und, wenn es sein muß, und wie oft muß es sein, auch zu töten.‘
Karlheinz Deschner