Musik und Dichtung
Tradition und Innovation in Telemanns Vokalwerk. Bericht über die Internationale Wissenschaftliche Konferenz, Magdeburg, 12. und 13. März 2018, anlässlich der 24. Magdeburger Telemann-Festtage
Carsten Lange, Ralph-Jürgen Reipsch, Juliane Riepe
Für Georg Philipp Telemann ist eine beachtenswerte literarische Kompetenz
zu konstatieren, die sich mit der ungewöhnlichen musikalischen
Begabung, einer hervorragenden Bildung, der Beweglichkeit des Geistes
und auch mit sozialer Befähigung verband. Sie äußert sich in vielen
Lebens- und Schaffensbereichen, so in den eigenen Dichtungen, im Briefwechsel,
in den Beziehungen zu literarischen Kreisen sowie in der kreativen
Zusammenarbeit mit einzelnen Dichtern. Sie manifestiert sich auch
in der Art und Weise, wie Telemann Dichtungen zur Vertonung auswählte
und sie ihrem Charakter und ihrer Struktur gemäß musikalisch umsetzte
und dabei nach Deutlichkeit und Klarheit strebte.
Der vorliegende Tagungsband widmet sich Aspekten eines weitgesteckten
Themas. In den Blickpunkt rücken unter anderem Elemente des theologisch
-geistesgeschichtlichen und politischen Kontextes von Telemanns
Vokalmusik, Dichter wie Erdmann Neumeister, Christian Friedrich Weichmann
und Joachim Johann Daniel Zimmermann, der Neubeginn der Liedproduktion
um 1730, die deutschen Textfassungen italienischer Opernlibretto-
Vorlagen, die »eingemischten Poesien« in Evangelien-Passionen
sowie die Praxis der Textkompilation in der Kirchenmusik. Nicht zuletzt
steht Telemann selbst als Dichter im Fokus. Schlaglichtartig werden Bandbreite
und Vielfalt der Traditionen und innovativen Entwicklungen, der
sich wandelnden Tendenzen und Praktiken, der Amalgamierung von
Fremdem und der Etablierung von Eigenem aufgezeigt, die in Text und
Vertonung von Telemanns Vokalmusik Niederschlag fanden und sie
prägen.