„…Muß kommen, aber nix von Herzen“
Zur Lebenssituation von Migrantinnen — unter besonderer Berücksichtigung der Biographien türkischer Frauen
Rita Rosen
Das Phänomen der Migration, die Tatsache, daß Menschen ihre Heimat verlassen, um in einem anderen Land zu leben, ist ein uraltes. Es hat zahlreiche Versuche gegeben, diesen Prozeß zu analysieren, die Auswirkungen zu beschreiben. In unserer Gesellschaft leben seit einem gewissen Zeitraum Menschen, die aus verschiedenen fremden Nationen und Kulturen herstammen. Sie haben den Entschluß gefaßt, ihre Heimat zu ver lassen, um hier zu arbeiten und zu leben. Dabei zeigt sich, daß der Prozeß der Auswanderung und des Einlebens in eine neue, fremde Gesellschaft ein sehr konflikthafter ist. Sozialen ga gierte Gruppen und Organisationen, Wissenschaftler und Wissen schaftlerinnen, pädagogische und sozialpädagogische Fachkräfte, ja, die Betroffenen selber, weisen mit Nachdruck auf die er schwerten Bedingungen des Eingewöhnens und Lebens in unserer Gesellschaft hin und fordern Unterstützung und Abhilfe. Forde rungen nach politischen und gesetzlichen Maßnahmen spielen hierbei eine zentrale Rolle. Innerhalb der Diskussion über die Lebenssituation von Mi granten war die spezifische Situation der Migrantinnen lange Zeit unbeachtet geblieben. Weder die Frauen, die aus eigenem Entschluß die Migration angetreten hatten, noch die, die als Familienmitglieder den vorausgegangenen Verwandten folgten, wurden wahrgenommen. Folglich blieb die Analyse und Beschrei bung des Phänomens Migration auf die Lebenswelt der Männer be schränkt, und auch Beiträge zur Lösung von Problemen ließen die Situation der Frauen außer acht – Hilfe wurde ihnen nicht zuteil.