Mythenmacher
Hanno Millesi
Hier der Erzähler, der an den Schwierigkeiten, die er mit seiner eigenen Persönlichkeit, dem Bild, das die Gesellschaft – seiner Meinung nach – sich von dieser machen müsse, zu zerbrechen droht. Ihm gegenüber Allmeyer, sein Kontrahent, „dieser Mordskerl, diese Figur voller Charisma, schier unbesiegbar (…)“. Den Befindlichkeiten zweier Historiker, ihrem Umgang mit dem unmittelbaren sozialen Umfeld und vor allem dem persönlichen Abschneiden darin, wird die Aufarbeitung einer als „heikel“ angesehenen Ära ihres Herkunftslandes gegenübergestellt. Hanno Millesi fesselt mit einem ironischen Blick auf die Abgründe und Holzwege eines hochintellektualisierten Menschen, gezwängt in die Vorbereitung einer kriminellen Tat, einer kaltblütigen Exekution, die als befreiender Akt der Selbstverteidigung gelesen werden kann. Begreift man die Protagonisten des Romans dabei als Extreme eines kollektiven Typenspektrums, tauchen zwischen ihnen Strategien und Symptome als Facetten der thematisierten Epoche auf; einer Epoche, die im Schatten der ‚globalen Katastrophe‘ lange Zeit vorsichtshalber übergangen wurde.