Nietzsche – Philosoph der Kultur(en)?
Andreas Urs Sommer
Weithin macht das Wort vom „Kampf der Kulturen“ die Runde. Die Gegenwart wird bestimmt von Fragen nach kultureller Identität und kultureller Diversität. Aber wie ist dem Problem der Kultur denkerisch beizukommen? Der vorliegende Band, der auf eine internationale Tagung der Friedrich Nietzsche Gesellschaft e. V. in Naumburg zurückgeht, versammelt markante Forschungsbeiträge, die ausloten, welchen spezifischen Beitrag Friedrich Nietzsche für das Verständnis dessen geleistet hat, was Kultur ist und sein soll. Dabei geht es um Nietzsches Auseinandersetzung mit dem Begriff und den Konkretionen von Kultur ebenso wie um seine kulturreformerischen Pläne, nämlich eine Kultur nach Maßgabe des Lebens zu schaffen. Es wird untersucht, inwiefern Nietzsches Versuch, aus der Perspektive fremder Kultur(en) die eigene zu beurteilen, bereits Wege interkultureller Reflexion einschlägt. Sodann wird nach der konkreten Rezeption von Nietzsches kulturphilosophischen Ansätzen im 20. Jahrhundert gefragt, galt Nietzsche doch lange Zeit als Kulturphilosoph par excellence. Schließlich wird in systematischer Hinsicht eruiert, inwiefern Nietzsches Kultur-Denken für die gegenwärtig so aktuelle Kulturphilosophie und den cultural turn in den Geisteswissenschaften noch anschlussfähig ist.