NMT
Die Nürnberger Militärtribunale zwischen Geschichte, Gerechtigkeit und Rechtschöpfung
Kim Christian Priemel, Alexa Stiller
Erstmals werden alle zwölf Prozesse vor dem Nürnberger Militärtribunal (NMT) und ihre Protagonisten umfassend untersucht sowie die historischen Kontexte und juristischen Probleme systematisch dargestellt.
Zwischen 1946 und 1949 stellten die amerikanischen Ankläger die Funktionseliten des »Dritten Reichs« aus Militär, Bürokratie, Partei und Wirtschaft vor Gericht. Diese Verfahren vor dem Nürnberger Militärtribunal standen lange Zeit im Schatten des ersten, sogenannten Hauptkriegsverbrecherprozesses. Und doch sollten sie historisch wie juristisch eine erhebliche Wirkmacht entfalten.
Die Ermittler und Staatsanwälte stellten sich deshalb eine hochkomplexe Aufgabe: Es sollten nicht nur die Verantwortlichen auch jenseits der unmittelbaren Täter zur Rechenschaft gezogen und juristische Präzedenzfälle geschaffen, sondern zugleich eine historisch korrekte Lesart der nationalsozialistischen Herrschaft etabliert werden.
Recht, Gerechtigkeit und Geschichte sollten Hand in Hand gehen. In der Umsetzung stieß dieses ambitionierte Vorhaben auf zahlreiche Probleme: praktische Schwierigkeiten der Beweisführung, kontroverse historische Interpretationen im Gerichtssaal, die wachsende Ablehnung der Verfahren in der deutschen und US-amerikanischen Öffentlichkeit sowie der beginnende Kalte Krieg.