Nutzergenerierte Produktbewertungen im Web 2.0 als Verbraucherinformation
Eine verbraucherpolitische Betrachtung
Annika Schudak
Das Web 2.0 ist mittlerweile fester Bestandteil des alltäglichen Lebens der meisten Menschen in Deutschland. Jeder kann sich im Internet aktiv beteiligen. Kauferfahrungen können nicht mehr nur im direkten Gespräch an Freunde und Bekannte weitergegeben werden, sondern erreichen im Internet eine potenziell unendliche Anzahl an Internetnutzern. Die Artikulation von Produktbewertungen im Web 2.0 überschreitet dabei räumliche und zeitliche Grenzen. Für den Verbraucher ist dieser Wandel eine kleine informatorische Revolution: eine immer weiter steigende Anzahl an Erfahrungsberichten aus vermeintlich erster Hand und das zumeist kostenlos und prinzipiell zu jeder Zeit an jedem Ort – dank mobiler Endgeräte mit Internetzugang. Was für den Verbraucher auf den ersten Blick von Vorteil ist, kann insbesondere aus einer verbraucherpolitischen Betrachtung heraus auch viele Nachteile aufweisen. Manipulierte Bewertungen, fehlende Hintergrundinformationen oder schlicht weg Unwahrheiten können aufgrund von anonymen Autoren nicht immer erkannt werden. Dies kann zu Fehlentscheidungen führen und im Sinne eines verbraucherpolitisch gewollten nachhaltigen Konsums sogar kontraproduktiv sein. Wichtige Aspekte wie die ökologischen und sozialen Bedingungen in der Herstellung von Produkten, gesundheitliche Auswirkungen von Inhaltsstoffen oder Geschäftspraktiken der herstellenden Unternehmen, werden durch diese Erfahrungsberichte nicht abgedeckt. In einem experimentellen Untersuchungsdesign wird die wahrgenommene Glaubwürdigkeit von nutzergenerierten Produktbewertungen erhoben und die Ergebnisse aus einer verbraucherpolitischen Perspektive betrachtet. Aus den Erkenntnissen lassen sich Strategien und Leitideen entwickeln, die darlegen wie die deutsche Verbraucherpolitik mit dem Phänomen der online artikulierten Kauferfahrungen umgehen kann. Daraus abgeleitete Maßnahmen und Handlungsempfehlungen zeigen wie Chancen optimal genutzt und Risiken so gut wie möglich verringert werden können.