Okondura – Von Ostpreußen nach Südwestafrika
Eine Auswanderergeschichte
Helga Tödt
„Er war ein Mann mit Witz und Humor, der es mit harter Arbeit zu etwas gebracht hat“, so beschreibt ein Zeitzeuge den Farmer Fritz Liedtke, der 1927 von Ostpreußen nach Südwestafrika auswanderte. Seine Vorfahren waren seit fast zwei Jahrhunderten in Kreis Preußisch Holland ansässig. Der Urgroßvater Karl erlebte als 32-Jähriger, wie Napoleons Truppen in Ostpreußen einmarschierten. In den 1880er Jahren erhielt der Großvater Friedrich die Möglichkeit, für seine Kinder drei Gutshöfe aus der Dönhoffschen Familienstiftung zu pachten. Vater Gustav bewirtschaftete den Comthurhof bei Quittainen, wo 1888 Fritz Liedtke zur Welt kam. Er nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil. Nach Rückkehr aus englischer Kriegsgefangenschaft übernahm der junge Landwirt das Rittergut und führte es durch die Wirtschaftskrise. 1927 beschloss er, mit seiner Frau Margarethe und den vier Kindern in Südwestafrika einen neuen Anfang zu wagen. Er kaufte die Farm Okondura in der Nähe von Karibib, wo er Rinder und Karakulschafe züchtete. Während des Zweiten Weltkriegs war er als feindlicher Ausländer auf der Farm interniert, während zwei seiner Söhne, die zur Berufsausbildung in Bad Elster in Sachsen weilten, zur deutschen Wehrmacht eingezogen wurden. Fritz Liedtke starb 1971 im Alter von 83 Jahren. Die Autorin schlägt einen weiten Bogen von den ostpreußischen Wurzeln der Familie bis ins heutige Namibia, wobei Biografisches und Zeitgeschichte fein verwoben werden. Anschaulich schildert sie den harten Alltag auf dem Comthurhof in Ostpreußen wie den mühevollen Aufbau der Farm Okondura. Eine Auswanderer-Biografie, deren Reiz durch den Kontrast dieser beiden Lebenswelten bestimmt wird.