Oma Jertrud
Schmunzelgeschichten aus dem Rheinland
Dieter Hermann Schmitz
Meine Oma war eine Frau, die wohl auf diese Welt gekommen war, um Oma zu sein. Als ich Kind war, war es für mich undenkbar, dass sie je etwas anderes als Oma gewesen sei. Eigentlich hieß sie Gertrud oder – weil ihre Geschichte im Rheinland spielt: Jertrud; aber das ist zweitrangig! Sie war eine einfache Frau. Solange sie lebte, dauerte meine Kindheit. Da sie in vielem kindischer war – im besten Sinne des Wortes – als wir Kinder, wurde sie von uns umso mehr gemocht. Sie hatte in ihrem Leben viel erlebt, von dem sie immer wieder erzählte, oft ohne Einleitung und Zusammenhang, ohne eine zeitliche Reihenfolge einzuhalten oder darauf zu achten, Namen und Personen einzuführen und zu erklären. Sie setzte voraus, dass wir schon wüssten, wer all die Josefs und Matthiase gewesen waren, von denen es in ihrer Verwandtschaft mit jeder Generation Dutzende gegeben haben musste.
Für alle Nicht-Rheinländer, die sich trotzdem für die Geschichten meiner Oma interessieren, und für alle Rheinländer, die ihre (groß-) muttersprachlichen Wurzeln neu zu entdecken haben, erfolgen hier Worterklärungen und Anmerkungen zum Rheinischen Platt. Es muss allerdings gesagt werden, dass es den Rheinischen Dialekt nicht gibt: Am Niederrhein klingt er anders als im Bergischen Land, im Siebengebirge anders als in der Eifel, im Aachener Grenzland anders als am Deutschen Eck, in Trier anders als in Köln. Trotz dieser Varianten, hat er natürlich viele Charakteristika, die ihn vom Badischen, Mecklenburgischen oder anderen deutschen Mundarten unterscheiden. Un‘ dorop küttet jo aa‘!