Pädagogische Zeitstrukturen
Rhythmisierung in der Grundschule
Ruth Nickenig
Die zur Zeit wieder verstärkt einsetzende allgemeine bildungspolitische Diskussion hängt u.a. damit zusammen, dass der tiefgreifende Wandel in fast allen gesellschaftlichen Bereichen erst in den letzten Jahren in seinen Auswirkungen auf die Schule wahrgenommen wird. Reparaturmaßnahmen auf der Grundlage der traditionellen Strukturen reichen nicht mehr aus, langfristig angelegte und tiefgreifende Reformen sind für das Bildungswesen insgesamt, aber auch für die einzelne Schule notwendig geworden. In dieser Arbeit wird untersucht, ob und inwieweit die epochalen Veränderungen Auswirkungen auf schulische Zeitstrukturen haben und wie diese veränderten Zeitstrukturen in einer „neu gedachten“ Schule zu gestalten sind. Vor allem werden pädagogische Vorgänge in Schule und Unterricht aus der Perspektive der Zeit betrachtet. Diese Sicht erlaubt es, zahlreiche Probleme anzusprechen, mit denen sich die aktuelle Schulpädagogik auseinandersetzt, und sie einer konsistenten Lösung näher zu bringen. Es zeigt sich, dass die Schule den Kindern im Rahmen verlässlicher zeitlicher Orientierungen zugleich ausreichend Gelegenheit zum selbstverfügten Umgang mit Zeit lassen muss, um ihnen die Möglichkeit zum Erlernen von eigenaktiver Zeitbestimmung zu geben und damit eine wichtige Voraussetzung zur aktiven Gestaltung der eigenen Lebensverhältnisse zu schaffen. Die notwendigen Reformen können nur durchgesetzt werden, wenn Schulen nicht als statische Organisationen angesehen werden, sondern als lern- und veränderungsfähige Institutionen, die sich nach innen und außen öffnen. Die Arbeit erschließt den Lehrerinnen und Lehrern dafür im Rahmen ihrer Arbeit am pädagogischen Profil ihrer Schule Begründungszusammenhänge, zeigt Prinzipien zeitlicher Umstrukturierungen auf und bietet Praxiselemente für deren Umsetzung an.