Parteidisziplin und Eigenwilligkeit
Das Internationale Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos
Philipp Neumann-Thein, Stiftung der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora
Die erste Gesamtgeschichte eines transnationalen Verbandes KZ-Überlebender und dessen erinnerungspolitischer Aktivitäten.
Im April 1952 gründeten ehemalige kommunistische Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald ein Verbindungskomitee,
das seit Anfang der sechziger Jahre als »Internationales Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos« (IKBD) firmiert. Bis in die Gegenwart aktiv, tritt das Komitee besonders bei Gedenkveranstaltungen und mit Stellungnahmen in die Öffentlichkeit. Seine Themen sind u.a. der Umgang mit NS-Tätern, die Geschichtsschreibung über die Lager sowie der Umgang mit den Verbrechensorten.
Dabei agierte das IKBD schon zur Zeit der Teilung Europas stets beiderseits des »Eisernen Vorhangs«.
Bereits mit dem Ende Buchenwalds begannen die späteren Protagonisten des Komitees mit der Mythisierung ihrer Lagergeschichte.
Die »internationale Solidarität« zwischen den Häftlingen, der unter kommunistischer Führung organisierte Widerstand sowie der kurz nach der Befreiung geleistete »Schwur von Buchenwald« als Vermächtnis aller Überlebenden machten sie zu zentralen Narrativen dieses Mythos.
Bis in die sechziger Jahre hinein unterdrückte die SEDFührung wiederholt die Aktivitäten des Komitees. Erst allmählich wurde sein Buchenwald-Mythos zu einem wichtigen Teil des DDR-Antifaschismus. Dennoch agierte das IKBD auch danach stets im Spannungsfeld zwischen Parteidisziplin und Eigenwilligkeit. Das erleichterte die Transformation nach 1989, und es gelang dem IKBD, auch unter den neuen politischen Verhältnissen als Repräsentant der Buchenwald Überlebenden Anerkennung zu finden.