Pharaos Kindheit – Pharao als Kind
Ein soziokultureller Beitrag zum Königtum im Neuen Reich
Stefanie Hardekopf
Die Pharaonen standen an der Spitze der ägyptischen Gesellschaft. Über ihre Regierungszeiten berichten ausführlich Texte und Darstellungen auf Stelen und Tempelwänden, aber über ihre Kindheit und Jugend und insgesamt die Zeit vor ihrer Thronbesteigung ist nur wenig bekannt. Diese Untersuchung zu diesem Lebensabschnitt soll nicht nur helfen, die Kindheit am Königshof zu rekonstruieren und biographische Details zum Leben einzelner Herrscher zu ergänzen. Sie soll
darüber hinaus aufzeigen, welchen Stellenwert die Kindheit des Königs für ihn als Herrscher, aber auch für andere Personen besaß, welche Absichten mit ihrer Thematisierung verfolgt wurden, welche Bedeutung die Darstellung einer realen oder mythischen Kindheit für die Legitimation eines Herrschers hatte, welche Rolle Königssöhne in der ägyptischen Gesellschaft spielten, und sie soll nicht zuletzt klären, wie die Thronfolge geregelt war.
Basierend auf den genannten Fragestellungen werden in der vorliegenden Arbeit die Kindheit und Jugend der ägyptischen Herrscher des Neuen Reiches anhand königlicher, privater und offizieller Quellen sowohl zur Kindheit und Jugend des Königs und zu Darstellungen des Königs als Kind als auch zu Königssöhnen analysiert und die Ergebnisse der Aussage von J. Assmann „Ein ägyptischer König hat keine Vergangenheit“ gegenübergestellt.
Das Belegmaterial wurde möglichst vollständig aufgenommen, auch wenn es sich bei den erhaltenen Objekten selbstverständlich nur um einen Bruchteil des ehemals vorhandenen Materials handelt und diese nicht notwendigerweise auch die ursprüngliche Mengenverteilung der Belege widerspiegeln. Diese Vorgehensweise wurde gewählt, da die vorliegende Untersuchung von dem überlieferten Material ausgeht und sich an den oben genannten, eher allgemein gehaltenen Fragestellungen orientiert. Die Untersuchung geht bewusst nicht von spezifischen Theorien oder expliziteren Fragen aus, um einen unvoreingenommenen Blick sowohl auf das Material als auch auf das Thema zu bewahren gemäß dem von D. Adams formulierten Grundsatz: „See first, think later, then test. But always see first. Otherwise you will only see what you were expecting.“