Plaudereien über Kerfe
Gedichte
Friedrich Bernd-Ingo, Sebastian Hennig, Alice Kaprolat
„Die Dichtungen von Helene Alice Kaprolath (1920–2016) gehören nämlich einer Gattung an, deren Vertreter man gewöhnlich in Anthologien mit so dezent geringschätzigen Titeln wie Lustige Lyrik (Stuttgart 2003) oder Die komischen Deutschen (Ffm 2004) zusammenfaßt. Aber gerade heute hätten die Deutschen viel mehr Humor nötig, als sich aus den rund 500 Jahren ihrer Literaturgeschichte zusammenkratzen läßt. (…)
Für Helene Alice Kaprolath existieren die Kategorien nützlich und schädlich nicht. Sie behandelt jedes Kerbtierchen auf seine Weise, begibt sich mit Empathie in die Seele des Insekts, entwickelt aus dieser Introspektion heraus Charakter und Eigenheiten ihrer Protagonisten, so daß sie am Ende sogar Verständnis für die Staubläuse entwickeln kann. (…)
Für diejenigen, die ein Geländer durch die Geisteswelt benötigen, seien als wesentliche „Spiritusrektoren“ genannt: Wilhelm Busch (ohne Bosheit), Friederike Kempner (ohne den dräuenden Zeigefinger), Eugen Roth (ohne seine selbstsichere Herablassung). Formal hat sie von allen ein bißchen, wobei sie in der freien Handhabung der Form(en) am ehesten der „schlesischen Nachtigall“ gleicht. Doch für Helene Kaprolaths aus purer Lust und Laune heraus entstandenen Gedankenspiele war die Form offensichtlich nur ein Vehikel für schnurrige Einfälle, eine willkommene Nebensache.“
(aus dem Geleitwort von Bernd-Ingo Friedrich)