Politische Mantik
Die Kommunikation über Götterzeichen und Orakel im klassischen Griechenland
Kai Trampedach
Die Erlangung und Deutung von symbolischen und sprachlichen Götterbotschaften nennt man mit einem griechischen Begriff „Mantik“. Götterzeichen, Orakel und Träume, die den Menschen auf anderem Wege nicht zugängliche Kenntnisse, Ratschläge und Anweisungen übermitteln, spielen nicht nur in griechischen Texten aller Gattungen eine hervorragende Rolle, sondern haben auch tatsächlich politische Entscheidungen angestoßen, verändert oder bestätigt. In diesem Buch wird untersucht, auf welche Weise das geschah: Wie sind die Götterbotschaften konstruiert? In welchen Kontexten erhalten sie in Griechenland Bedeutung? Welche Gruppen oder Einzelpersonen können die Mantik in welcher Weise nutzen? Welche sozialen und politischen Wirkungen bringt die Mantik hervor? Welcher Einfluß wird den Göttern unter welchen Umständen auf das politische Handeln eingeräumt? Der Autor nähert sich seinem Thema aus kulturanthropologischer Perspektive und versucht, das spezifische Profil der griechischen Mantik im Vergleich mit anderen mantischen Systemen zu bestimmen. Er behandelt zunächst die mantische Kommunikation mittels Zeichen und Orakeln, d.h. die wichtigsten Formen und Methoden der Mantik. Dann nimmt er mit Athen, Sparta und der panhellenischen Hegemonie verschiedene politische Kontexte in den Blick. Schließlich arbeitet er die Strukturen der griechischen Mantik heraus, wobei er implizite theologische Voraussetzungen ebenso erörtert wie Deuter und Deutungen sowie ethnographische Gegenbilder, philosophische Gegenkonzepte und mantische Gegenwelten. Kai Trampedach ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Heidelberg. Sein hauptsächliches Forschungsinteresse gilt der politischen Anthropologie sowie dem Verhältnis von Weltanschauung (Religion, Theologie und Philosophie) und Politik in der Antike.