Potentiale einer aktiven Achskinematik zur Optimierung des Fahrverhaltens
Jürgen Hoffmann
Hier wird der Frage nachgegangen, in wieweit mit langsam verstellbaren Aktoren im Fahrwerk die Fahrdynamik situativ angepasst werden kann. Dazu wurde ein Kompaktklassefahrzeug aufgebaut, in dem die Achskinematik simultan verändert werden kann. Einflüsse der Spur- und Sturzeinstellungen auf den Rollwiderstand wurden ermittelt. Im Fahrversuch auf Niedrigreibwert wurden fahrdynamische Effekte der unterschiedlichen Spureinstellungen aufgezeigt und Grenzen für ein stabiles Fahren ermittelt. In zwei sich anschließenden Feldversuchen wurden in der ersten Studie die Fühlschwellen ermittelt, ab denen, ausgehend von einer Basiseinstellung, eine Spuränderung an Vorder- bzw. Hinterachse oder ein verändertes Wanklenken, als geänderte Fahrdynamik wahrgenommen wird. Bei einer Spurverstellung an der Vorderachse wird hauptsächlich eine Änderung im Lenkaufwand, der Agilität und der Gierdämpfung gespürt. Eine Spurverstellung an der Hinterachse wird wesentlich sensibler wahrgenommen, wobei eine Verstellung in Richtung Nachspur als negativ empfunden wird. Änderungen des Wanklenkens in Richtung Wankuntersteuern werden schon bei kleinen Abweichungen zur Basiseinstellung wahrgenommen.In einer weiteren Studie wird untersucht, ob es für Fahrer mit unterschiedlichem Fahrstil Präferenzen bezüglich angepasster Fahrwerkseinstellungen gibt. Hierzu mussten die Testpersonen mit Fahrwerks-Setups von geringer bis starker Untersteuertendenz, einen Handling Parcours durchfahren und Subjektivnoten zur Bewertung abgeben. Bewertet wurden das Fahrverhalten insgesamt und die Einzelkriterien „Lenkaufwand“ und „Kontrollierbarkeit“. Zu geringe Untersteuerreserven wurden von allen Versuchsgruppen als negativ empfunden, während die stark untersteuernden Varianten nur von den sportlichen Fahrern abgewertet wurden.