Praxisfelder angewandter Ethik: Medizin, Technik und Umwelt
Rafaela Hillerbrand, Florian Steger
Der Wunsch des Individuums, sein eigenes Verhalten an bestimmten ethischen Standards auszurichten sowie Anforderungen individueller Handlungsund Entscheidungsträger machen einen professionellen Diskurs um Moral erforderlich. Dieser sollte über die Diskussion in den moralischen Fachdisziplinen wie der philosophischen Ethik oder der christlichen Soziallehre hinausgehen und die jeweiligen Wissenschaftsfelder wie Medizin, Technik oder Ökonomie mit einbeziehen. Moralisch korrektes Verhalten braucht mehr als kodifizierte Normen und allgemeine Handlungsanweisungen. Die Anwendung allgemeiner Regeln in komplexen Handlungssituationen – sei es im klinischen Alltag bei der Therapiebegrenzung, sei es bei politischen Entscheidungen über die Höhe von Treibhausgasreduktionen – erfordert spezifisches Wissen und besondere Fähigkeiten. Im Rahmen der AG ‚Ethik in der Praxis‘ haben wir uns vorgenommen: Das unterschiedliche Vorgehen der verschiedenen Ethiken, das meist un verbunden nebeneinander erfolgt, durch ein gemeinsames moralisches und kognitives Konzept zu ergänzen und so weite Teile der angewandten Ethik näher an die Praxis zu führen. Erörtert wird die Attraktivität der Aristotelischen Phronesis-Konzeption als Grundlage eines solchen Konzeptes und danach gefragt, wie sich diese Art der Klugheit konkret in den verschiedenen Anwendungsbereichen der praktischen Ethik anwenden und insbesondere als Tugend erlernen lässt. Im vorliegenden Band werden die Ergebnisse zweier Workshops zusammengefasst, in denen die Praxisfähigkeit normativer Ansätze und Theorien im interdisziplinären Dialog diskutiert wurde, und erste Antworten aus der Medizin-, Technik- und Umweltethik gegeben.