Preußische Anwerbung von süddeutschen Kolonisten nach dem Siebenjährigen Krieg unter dem Gesandten von Pfeil
Ihre Ansetzung in der Neumark, Schlesien, Berlin und Potsdam
Ursula Wolf
Zum ersten Mal liegt mit dieser Studie ein detailreiches Bild von Anwerbung und Ansetzung preußischer Kolonisten unter Friedrich dem Großen vor. Es werden 800 süddeutsche Familien namentlich genannt und mit Angabe des Alters, der Kinderzahl, des Berufs und vor allem des Herkunftsortes nachgewiesen. Die Grundlage zu der dieser Untersuchung bildet ein außergewöhnlicher Quellenfund in Süddeutschland. Der Bestand wurde erst in jüngster Zeit gesichert, gesichtet, verzeichnet und somit zur Bearbeitung freigegeben. Akten in den preußischen Archiven von Berlin und Potsdam und den heute polnischen Staatsarchiven von Breslau und Landsberg/Warthe vervollständigen die Quellen. In den Ordern König Friedrichs II. und den Reaktionen der preußischen Kriegs- und Domänenkammern wird ein Dilemma deutlich. Ein oberflächlicher, nicht am Schicksal eines einzelnen Kolonisten interessierter König und eine Verwaltung, die wohl „nicht so gut war wie ihr Ruf“ erschwerten vor allem die Niederlassung für bäuerliche Zuzügler. Unentdeckt war bislang der Tatbestand, dass nach dem Siebenjährigen Krieg in großer Zahl Handwerker für die schlesische Hauptstadt Breslau, Weingärtner für die Weingärten rund um Grünberg und Bauleute für Potsdam gesucht und angesetzt wurden. Ebenso unbekannt waren die Umstände der Reise wie beispielsweise die Art der Finanzierung und die Namen der beteiligten Geldhäuser. Das beschriebene Phänomen allein reisender Frauen und die aufgezeigten Reiserouten mit Unterkunftsnachweis gewähren überraschende Bilder der Alltagsgeschichte von Kolonisten.