Primo Richards Liebe zur Farbe
Alice Henkes, Primo Richard
Es war an einem späten Spätherbstabend, eigentlich schon in einer späten Spätherbstnacht, als wir zum ersten Mal in Lindas «Seestübli» traten wie in ein Gemälde von Primo Richard – von dem wir allerdings noch gar nicht wussten, dass es ihn überhaupt gegeben hatte. Das Licht fiel in den kleinen Raum wie Weisswein ins Glas. Drei Tische, Stühle, leere und volle Harassen, dunkelbraunes Täfer unten, gelb getupfter Verputz oben, Gläser, Pfannen und Flaschen auf der dunkelbraunen Bar, Nippes hier, ein Schiffsmodell dort, eine Lampe in Ankerform und am Stammtisch darunter schliesslich drei Menschen, die uns erwartungsvoll anschauten.Wir setzten uns dazu. Und sassen in der Falle.
Seit jenem Abend waren wir oft bei Linda Häni im «Seestübli» zu Besuch, teilten Geschichten und Anekdoten und Weisswein vom See, und einmal kamen wir auf die Ölbilder zu sprechen, welche die Wände des «Seestübli» zieren. Sie alle sind das Werk von Primo Richard, geboren 1924, gestorben 1999, langjähriger Lebensgefährte von Linda Häni und begeisterter Amateurmaler. Im Keller, verriet uns Linda, würden sich bestimmt noch hundert weitere Bilder stapeln. Es waren schliesslich weit über 220 Ölgemälde in unterschiedlichsten Formaten, die wir in sorgfältiger Kleinarbeit aus dem Keller geborgen, gereinigt, fotografiert und schliesslich in diesem Buch versammelt haben. (Haus am Gern)