Psychoanalyse und Forensik
Festschrift für Martin Schott
Heinfried Duncker, Dirk Hesse
Mehr als 25 Jahre als ärztlicher Direktor des Landeskrankenhauses Moringen prägte Dr. Martin Schott die forensisch-psychiatrische Therapie nicht nur in Niedersachsen. Mit seiner festen Überzeugung, dass sich auch hinter den größten Straftaten ein zutiefst menschliches Schicksal auf Seiten der Täter verbirgt, förderte er das Verständnis für die Straftäter und die Bereitschaft der therapeutischen Teams, sich für diese einzusetzen. In zahlreichen Abhandlungen und Vorträgen, vor allem aber in seiner gelebten Haltung im klinischen Alltag im Landeskrankenhaus Moringen oder als Gutachter, unterstrich er die Möglichkeiten, die eine langjährige, auf Beziehung und Vertrauen beruhende Therapie auch für schwierigste Patienten bietet.
Während die psychoanalytische, verhaltensbeobachtende und neurobiologische Erforschung der vor- und nachgeburtlichen Entwicklung in den letzten Jahren zu einem immer tieferen Verständnis auch späterer Störungen geführt hat, scheinen diese Erkenntnisse in der Behandlung von Straftätern kaum adäquate Berücksichtigung zu finden. Sucht man in der forensischen Praxis oder im Strafvollzug nach einem Niederschlag solcher Erkenntnisse, gar ihrer Anwendung in der Psychotherapie oder in soziotherapeutischen Konzepten, so wird man oft mit Resignation, neobiologistischer stigmatisierender Entwertung von Patienten und Verunsicherung durch politisch-administrative wie mediale Einflüsse konfrontiert.
Vor diesem Hintergrund fand am 11. Juni 2008 aus Anlass der Pensionierung von Herrn Dr. Schott zum Jahresende ein Symposion zum Thema „Psychoanalyse und Forensik“ statt. Der vorliegende Band fasst die hochinteressanten Referate zahlreicher Weggefährten unter einem Vorwort von Prof. Venzlaff zusammen.