‚Randalierende Lehrerinnen‘
Der Basler Lehrerinnenstreik vom 3. Februar 1959
Ursa Krattiger
Von «Pfui, Teufel» bis «Bravo, Bravissimo»
Es war eine Sensation, die sogar die New York Times vermeldete: Nach dem massiven Männer-Nein zum Frauenstimmrecht in der Schweiz bei der Volksabstimmung vom 1. Februar 1959 traten die Lehrerinnen des Basler Mädchengymnasiums geschlossen in den Streik – «aus Protest gegen die erneute Missachtung des staatsbürgerlichen Rechtsanspruchs der Schweizer Frauen». Bei den Streik-Lehrerinnen gingen Schmähungen und Lob, Kuchen, Blumen und ein Spielzeug-Teppichklopfer ein. In den (damals noch sechs) Basler Zeitungen tobten heftige Leser(innen)briefschlachten. Die redaktionellen Stellungnahmen waren in den bürgerlichen Blättern unisono negativ und in den linken Medien ebenso einhellig positiv. Der Verein für Frauenstimmrecht lud zur Sympathiekundgebung ein. Die meisten Basler Parlamentarier rügten die Lehrerinnen aufs Heftigste; ihr wärmster Verteidiger war der Ehemann einer der Rädelsführerinnen.
Was war das für eine Zeit – 14 Jahre nach Kriegsende, 12 Jahre vor dem Durchbruch des Frauenstimmrechts 1971? Das Buch lässt, ausgehend von der 50-Jahr-Feier am Gymnasium Leonhard, Zeitzeuginnen aus dem Lager der Lehrerinnen und Schülerinnen zu Wort kommen. Historische Beiträge zur Stimmrechts-, Schul- und Frauengeschichte, alte und neue Fotos sowie Abbildungen von Dokumenten von damals und eine CD mit Radiobeiträgen erlauben aufschlussreiche und amüsante Einblicke in eine historische Episode, auf die Basel stolz sein kann.