Reden und Schriften.
Politik – Geschichte – Literatur, 1897–1926. Mit biographischem Begleitwort von Rochus Frhrn. v. Rheinbaben.
Hartmuth Becker, Rochus Frhr. v. Rheinbaben, Gustav Stresemann
Mit den von Rochus Freiherrn von Rheinbaben 1926 erstmals edierten Reden und Schriften liegt ein eminent aufschlußreiches zeitgeschichtliches Dokument nunmehr in der 2. Auflage vor. Der Band bietet einen tiefen Einblick in das Denken und Handeln Gustav Stresemanns, dem bedeutendsten Außenpolitiker der Weimarer Republik, und dokumentiert dessen Urteilskraft und Weitsicht in Innen- und Außenpolitik.
Gustav Stresemann ist in der Literatur nicht unumstritten. Zahlreiche mißverständliche, z. T. widersprüchliche Zuschreibungen urteilen: Er sei französischer Erfüllungsgehilfe, opportunistischer Machtpolitiker, Wegbereiter Hitlers oder Vorkämpfer eines vereinten Europas gewesen. Dabei bringt die selbstreferentielle Kritik kein Verständnis für eine situative Realpolitik in schwieriger Zeit auf. Zweifelsfrei war der langjährige Reichsminister des Auswärtigen zeitlebens Parteipolitiker und daher einem parteiischen Handeln verpflichtet. Gleichwohl wirkte der große Staatsmann Gustav Stresemann weit über das bloße Tagesgeschäft und den gewöhnlichen Interessenbetrieb Weimars hinaus.