Rote Saat
Eine politische Autobiographie
Gabriel Cardinal, Sibylle Disch, Jules Fourrier, Manfred Histor, Fritz Erik Hoevels, Monika Zorn
Die Autobiographie fesselt durch die Persönlichkeit des Autors: der Parlamentsabgeordnete, Résistance-Kämpfer und KZ-Häftling Jules Fourrier berichtet ohne Zugeständnisse an den Zeitgeist von seinem Kampf für eine menschenwürdige, gerechte Gesellschaft. Hier schreibt nicht nur ein wacher Zeitzeuge, der für seine Einsichten jederzeit mit der Tat einsteht, sondern vor allem ein unabhängiger Geist, der zugleich ein unvoreingenommener, stets praktisch orientierter und gleichzeitig neugieriger Beobachter ist – und dessen persönliche Stellung stets untadelig bleibt, immer der Freiheit und Wahrheit ohne große Worte verpflichtet. Und das gilt sowohl für seinen Kampf gegen Hitler und das, was dieser verkörpert, solange dieser lebt, wie auch danach. Diese innere Einheit der Person und Gesinnung sowohl vor wie nach Hitlers Sturz ist es, die dieses Buch – unserer Ansicht nach – so lesenswert macht.
„Wir müssen gemeinsam erleben, daß die Herren, die in der Zeit der Hitlerbesatzung auf Seiten der faschistischen Mafia standen, alle wieder auf ihren alten Plätzen sind, daß sich die Komplizen der Nazis weiterhin ungestraft des Lebens erfreuen. Jene unverfrorenen Hochstapler, die öffentlich die wirtschaftliche Kollaboration praktiziert haben und jetzt mit blütenweißer Weste aus der Auseinandersetzung hervorgehen. Es hat sich wirklich nichts geändert, immer noch der gleiche Blickwinkel in der Presse. Die Bourgeoisie ändert ihre Politik nicht, die Klassenjustiz fährt mit der Repression fort, das Jagdwild bleibt das gleiche.“
Jules Fourrier
Doch der Sieg der Feinde einer besseren Gesellschaft, und hier unterscheidet sich der Autor von den meisten seiner Mitmenschen, ist für ihn nicht Quelle der Resignation. Das erkannte Unrecht kann nicht durch Abstimmung Recht werden – die Fronten bleiben klar.
Das ist die Saat, die er sein Leben lang gesät hat.
Jules Fourrier:
Seit 1929 Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) und aktiv im Kampf gegen die französischen Faschisten, ist Jules Fourrier seit 1936 Parlamentsabgeordneter für die PCF, die er 1939 aus Protest gegen den Hitler-Stalin-Pakt verläßt. Fourrier unterstützte seit Mitte der 30er Jahre die spanischen Internationalen Brigaden durch Kurierdienste und Waffenschmuggel, später baute er den – ab 1943 bewaffneten – Widerstand gegen die Hitlerfaschisten auf. 1944 Verhaftung und Folterung durch die SS, Verschleppung in die KZs Buchenwald und Mauthausen, wo er nur knapp dem Tode entgeht. Nach seiner Befreiung bis zu seinem Tod 1999 Fortführung des politischen Kampfes innerhalb der von ihm mitbegründeten Vereinigten Sozialistischen Partei (PSU), der Sécours rouge (Rote Hilfe) und der IV. Internationale.