Salonorchester in den Alpen
Mathias Gredig, Matthias Schmidt, Cordula Seger
Seit den 1860er-Jahren – nach dem Bau erster Kurhäuser – und bis weit ins 20. Jahrhundert unterhielten alpine Grandhotels und Kurvereine eigene Salonorchester. Diese traten in Innenräumen wie im Freien auf und gaben den Takt des gesellschaftlichen Kurlebens an. Gestützt auf historische Quellen, vorwiegend aus dem Engadin, wird deren faszinierende und vielfältige Geschichte in den interdisziplinär ausgerichteten Beiträgen dieses Buches erstmals umfassend untersucht.
Salonmusik erklang morgens beim Frühstück und zur Trinkkur, nachmittags bei Tee und Kuchen oder als Begleitung von Picknicks und Sportveranstaltungen, auf Eisplätzen und Bobbahnen, abends dann zu Bällen und Tänzen. Orchestermusik als zentraler Bestandteil der touristischen Unterhaltung gehörte somit zum Alltag alpiner Kurorte und war überall zu vernehmen. Um die Geschichte der Alpen, der Musik und des Tourismus zu verstehen, untersuchen die in diesem Band vorgelegten Essays aus unterschiedlichen Blickwinkeln die Spuren der Kur- und Hotelorchester. Dabei werden Reisen und Leben der Konzertmeisterinnen und Hotelmusiker ebenso besprochen wie mühsame Transporte von Noten und Instrumenten. Niederschlag finden auch Auftritte von Orchestern bei Skisprungschanzen und Mineralwasserquellen, Tänze in den Grandhotels oder die Musikgeschichte der aussergewöhnlichen Hotels Kurhaus Val Sinestra und Maloja Palace. Musikanalytische Beiträge schliesslich erläutern Klangfarben, Strukturen sowie den Exotismus mancher Salonmusik in den Alpen.