Satzwertige Phraseologismen
Eine pragmalinguistische Untersuchung
Heinz H Lüger
Phraseologismen sind Mehrwortverbindungen, die den Sprechern als fertige Einheiten zur Verfügung stehen. Typische Beispiele wären: ungelegte Eier, mit jemandem ein Hühnchen zu rupfen haben; da lachen ja die Hühner; ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn. Die Arbeit konzentriert sich auf Ausdrücke mit Satzstatus. Nach der Klärung systematischer Fragen stehen vor allem funktionelle Gesichtspunkte im Mittelpunkt: Wie werden satzwertige Phraseologismen gebraucht? Welche kommunikativen Aufgaben lassen sich damit ausführen, und in welchen Textsorten kommen sie vor? Phraseologische Ausdrücke werden als kompakte Sprachzeichen aufgefasst, mit denen sich in der Regel verschiedene Handlungen ausführen lassen. Im Rahmen eines instrumentellen Text-Modells wird deutlich, dass satzwertige Phraseologismen praktisch auf allen Konstruktionsebenen eine Rolle spielen können; sie fungieren als Mittel der Aufmerksamkeitssteuerung und zur Realisierung zentraler Handlungsmuster, sie unterstützen die Ablaufregulierung in Texten, das Etablieren von Kommunikationsmodalitäten und dienen der Selbstdarstellung und der Beziehungsorganisation. Anhand eines Korpus journalistischer Kommentare sowie eines längeren, dialogreichen Romantextes werden diese Funktionen im Einzelnen analysiert.