Schlagwörter und Schlachtrufe. Aus zwei Jahrhunderten deutscher Geschichte
Kurt Pätzold, Manfred Weissbecker
Der zweite, abschließende Band von „Schlagwörter und Schlachtrufe“ wurde wie bereits der erste nicht chronologisch angelegt. Der Leser wird dem „Üb‘ immer Treu und Redlichkeit“, das 1797 zum ersten Mal vom Glockenspiel des Turmes der Potsdamer Garnisonskirche erklang, ebenso begegnen, wie dem Ruf deutscher Studenten von 1968 „Unter den Talaren Muff von 1000 Jahren“, mit dem eine Universitätsreform verlangt wurde. Er mag die Handschrift von Autoren wiedererkennen, die bereits am voraufgegangenen Band beteiligt waren, und die weiterer Verfasser kennen lernen. Die Zeitspanne seit dem Erscheinen des ersten Bandes reichte für Gespräche von Herausgebern und Autoren mit Lesern an vielen Orten. Sie war aber zu knapp, als dass die vielen Anregungen, die uns zukamen, hätten aufgenommen werden können. Zu ihnen gehören natürlich Hinweise auf Lücken, solche, die wir wissentlich ließen, und andere, auf die wir gestoßen wurden. Zu ihnen zählen Vorschläge, die auf eine Fortsetzung hinauslaufen und unsere Ansicht bestätigten, dass für Nachfolger genügend Platz gelassen ist. Vor allem regten diese Begegnungen zu Erörterungen über das Verhältnis von Sprache und Politik an. Zahlreiche Fragen gab es, deren Beantwortung erst durch weitere und weit greifende Forschungen beantwortet werden könnten, an denen Spezialisten vieler Disziplinen teilnehmen müssten: Waren und sind die Deutschen besonders produktiv bei der Produktion von Schlagwörtern und Schlachtrufen? Welche Zeiten bringen derartige Wortwendungen in besonders bemerkenswerter Zahl hervor? Über welche Stufen werden politische Phrasen zu Schlagwörtern? Lässt sich deren Wirkung im voraus berechnen? Vermögen das Fachleute in jenen „Küchen“, die heute Herausforderungen zu Tun und Lassen, adressiert an große Menschengruppen, herstellen? Unsere Gespräche bestätigten uns, dass wir zu Überlegungen angeregt und Nachdenklichkeit bewirkt haben, die sich auf jeweils eigene Begegnungen mit politischer Sprache in Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur richten. Das war unsere Absicht. Und das wünschen wir uns auch für diesen Band.