Schmutz
Ästhetik und Epistemologie eines Motivs in Literaturen und Kulturtheorien der Karibik
Isabel Exner
Schmutz ist Materie am falschen Ort, eine Kategorie, die nur existiert, weil sie sich Platzanweisungen kultureller Ordnungen widersetzt. Eine Ästhetik des Schmutzigen artikuliert sich in Aushandlungen von kulturellen Formen und Normen, sozialen und politischen Machtkonstellationen. Das Buch untersucht die Beziehungen zwischen ästhetischen Modellen und Modellen des Zusammenlebens, die über den prominenten textuellen Ort von ›Schmutz‹ in karibischen Literaturen ausgehandelt werden. In der Karibik wurde die figurative Korrelation zwischen Schmutz, Abfall, Unreinheit und Gesellschaft im Kontext des Kolonialismus v.a. zur Rechtfertigung rassistischer Unterdrückungspraktiken instrumentalisiert. Ende des 20. Jh.s dominieren Entwürfe, die positiv Bezug auf Motivik und Metaphorik der ›Unreinheit‹ nehmen. Mit schmutzigem Realismus und karibischem Cyberpunk wird die Präferenz von Unreinheitsmodellen als imaginative Basis von Kultur(-kritik) allerdings hinterfragt.