Silexlagerstätten in der Steiermark
Michael Brandl
Im Bereich der archäologischen Grundlagenforschung kommt der Untersuchung an Steinrohstoffen für die prähistorischen Zeitabschnitte besondere Bedeutung zu. Der Forschungsstand hierzu ist in den österreichischen Bundesländern unterschiedlich weit vorangeschritten. Die nördlichen und westlichen Landesteile waren vor Beginn der vorliegenden Untersuchungen bereits zumindest teilweise gut untersuchte Gebiete, wohingegen der Süden stark vernachlässigt worden war. Diese Lücke zu schließen war das vordringliche Ziel dieser Arbeit. So konnte die Anzahl der im Bereich der heutigen Steiermark bekannten Silexlagerstätten von ursprünglich drei auf knappe dreißig erhöht werden. Im Zuge der Forschungen konnten vier Lagerstätten als gesicherte prähistorisch genutzte Rohstoffquellen identifiziert werden, bei fünf weiteren besteht die Möglichkeit einer solchen Nutzung. In historischer Zeit wurden zwei Vorkommen für die Feuerstein- bzw. Glasindustrie ausgebeutet, sechs weiteren kommt in der modernen Industrie für den Straßenbau und für Zementanreicherung Bedeutung zu. Für eine der prähistorisch genützten Lagerstätten, Rein nördlich von Graz, konnte durch Auswertung der wesentlichsten neolithischen Silexinventare der Steiermark ein Abbau für Plattenhornstein in der Lasinja-Kultur belegt werden, dem mit einem Verbreitungsradius von ca. 150 km im Süden von Österreich große Bedeutung zukommt. Diese Lagerstätte belieferte beinahe sämtliche heute bekannten jungsteinzeitlichen Siedlungsplätze in der Steiermark mit bis zu 90% Anteil an Steinmaterial für die Werkzeugherstellung. Damit konnte die lange gehegte Vermutung, der grau-weiß-opake Plattenhornstein im Süden Österreichs käme vornehmlich aus dem südbayrischen Raum, widerlegt und ein genaueres Bild der Neolithisierung der Steiermark gezeichnet werden.