. . . so zu tun, als gäbe es diese Bücher bereits . . .
Fingierte Intertextualität in der (latein)amerikanischen Literatur ab 1940
Laura Kohlrausch
Warum sollte man hunderte Seiten lange Romane verfassen, wenn man einfach so tun kann, als gäbe es diese Bücher bereits, um dann mit kurzen Resümees und knackigen Zitaten auf sie zu verweisen? Das fragte Jorge Luis Borges 1941 in einem Vorwort, dem er Kurzgeschichten mit zahlreichen erfundenen Textquellen folgen ließ. Der argentinische Schriftsteller ist nicht der Einzige, dessen Texte die Bezüge auf extratextuelle Referenzpunkte simulieren und dergestalt ihre eigenen Quellen erfinden – fingierte Intertextualität bevölkert zahlreiche Texte der Weltgeschichte.
Die vorliegende Studie bietet eine systematische Betrachtung des bisher kaum übergreifend untersuchten Verfahrens und erkundet in Analysen der Werke von Borges, Adolfo Bioy Casares, Vladimir Nabokov und Roberto Bolaño die fantastischen, parodistischen und fiktionsgenerierenden Effekte, die es in der Rezeption entfaltet.