SOUD
Das geheimdienstliche Datennetz des östlichen Bündnissystems
Monika Tantzscher, Bodo Wegmann
SOUD – auf Deutsch: System der vereinigten Erfassung von Daten über den Gegner – war ein streng geheimer Informationsverbund der Sicherheitsdienste von sechs Warschauer-Pakt-Staaten und drei weiteren verbündeten Ländern. Seine Aufgabe war es, Erkenntnisse über gegnerische Geheimdienste sowie über Personen und Institutionen zusammenzuführen, von denen nach dem Verständnis der SOUD-Teilnehmer eine Gefahr für die innere Sicherheit ausging. Ein vergleichbares multinationales nachrichtendienstliches Informationssystem hatte es bis dahin in der Geschichte der Geheimdienste noch nicht gegeben. Zwar bestanden und bestehen Abkommen über den Austausch von Daten zwischen Geheimdiensten, zum Beispiel im Rahmen der NATO, eine derartig weitgehende Vernetzung und Kooperation wie im SOUD war jedoch zu diesem Zeitpunkt ohne Beispiel.
Diese Studie stützt sich vorwiegend auf Arbeitsunterlagen der für das SOUD zuständigen Diensteinheiten des MfS aus dem Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU). Dies bedingt, dass Grundlagen und Funktionsweise des Systems hauptsächlich in Bezug auf das MfS untersucht und dargestellt werden. SOUD-Unterlagen anderer Nachrichtendienste waren nur vereinzelt verfügbar. Unter ihnen hat das aufgefundene russischsprachige Protokoll der zweiten multilateralen Konferenz der Signatardienste 1988 in Sofia einen besonderen Stellenwert, da in ihm unter anderem ein Resümee der Arbeit des Systems seit der Inbetriebnahme gezogen wird. Damit werden der Öffentlichkeit erstmals Gesamtzahlen über die bis zu diesem Zeitpunkt erfassten Datensätze des Zentralspeichers in Moskau zugänglich gemacht.