Städtische Territorialpolitik im Mittelalter
Eine vergleichende Untersuchung ihrer verschiedenen Formen am Beispiel Lübecks und Zürichs
Elisabeth Raiser
Welche Bedingungen und Voraussetzungen prägten im Deutschland des späteren Mittelalters die städtische Landesherrschaft, die sich durch eine im modernen Nationalstaat undenkbare Selbstständigkeit auszeichnete? Wenn Elisabeth Raiser dieser Frage nachgeht, dann ist es ihr weniger um eine Darstellung des inneren Aufbaus der Städteterritorien getan als vielmehr um die Darlegung der in den verschiedenen Teilen Deutschlands sehr unterschiedlichen Möglichkeiten und Antriebe der städtischen Landgebietspolitik, die ihrerseits zu sehr divergenten Herrschaftsbildungen führen konnten. Für diese Antriebe oder Motive der städtischen Politik waren naturgemäß der wirtschaftliche und soziale Aufbau der jeweiligen Stadt ausschlaggebend; die Möglichkeiten solcher Politik hingen dagegen in erster Linie von der Nachbarschaft zu politisch oder finanziell mehr oder minder mächtigen Landesherren ab und später vom Schutz durch einen staatlich mehr oder weniger gut durchgebildeten Bund bzw. von der eigenen militärischen Stärke und Einsatzbereitschaft. Diese verschiedenen Komponenten werden in ihrem Zusammenspiel erfasst. An den Beispielen Lübecks und Zürichs werden sodann eine typische Hanse- und Handelsstadt und eine Zunftstadt verglichen, die Glied einer Eidgenossenschaft war. Die Gegenüberstellung der verschiedenen Voraussetzungen, unter denen beide handelten, sucht das zunächst erstaunliche Faktum zu erhellen, dass das aus sich selbst heraus sehr viel weniger mächtige Zürich in seiner Landgebietspolitik letztlich weit erfolgreicher war als die große Hansestadt.