TABU
Über den gesellschaftlichen Umgang mit Ekel und Scham
Stadt Braunschweig
Tabu – ein Fremdwort aus dem Polynesischen, das ursprünglich im göttlichen Bereich Verbotszonen bezeichnete, die wegen ihres magischen Charakters dem profanen Zugriff entzogen waren. Heute ist das Wort allgemein üblich für Themen, die aufgrund gesellschaftlicher Konventionen als gewagt oder gar als ekelerregend gelten. Aber was ist heutzutage überhaupt tabu? Kann man heute nicht über alles sprechen, alles darstellen, ohne dass jemand Anstoß daran nimmt? Aber entstehen nicht gleichzeitig auch neue Tabus, die die Vergangenheit noch nicht kannte?
Fragen dieser Art zu diskutieren und Unterschiede im Tabuverständnis der Zeiten herauszuarbeiten war das Ziel des internationalen »TABU-Kongresses«, der vom 9. bis 12. Mai 2006 mit großem Erfolg in Braunschweig durchgeführt wurde und dessen Beiträge in diesem Band zusammengeführt sind. Intention dieses Bandes ist jedoch nicht ausschließlich die Dokumentation; ebenso will der Band zur Auseinandersetzung mit Themen einladen, die auch in unserer heutigen modernen Zeit nur allzu gern tabuisiert werden. Dabei tritt durchaus auch Überraschendes zutage: Till Eulenspiegel z.B., kulturelle Identifikationsfigur und konnotiert als »lustiger Gesell«, entwickelt sich jedoch bei näherer Betrachtung jenseits der bekannten und vordergründig gesellschaftskritischen »Geschichten« um Schuhe und Gebäck zu einem Exponenten haarsträubender Tabubrüche bis hin zur Überschreitung der Grenzen von Scham und Ekel im doppelten Wortsinne.
Das ist das Überraschende an Tabus. Man darf sich nie sicher sein, ob sie noch tabu sind.
Mit Beiträgen von Hans-Joachim Behr, Norbert Dichtl, Klaus van Eickels, Michael Glasmeier, Stefanie Kaplan, Gundolf Keil, Eva Labouvie, Hubertus Lutterbach, Susan Signe Morrison, Alexander Schwarz, Claus-Artur Scheier, Gerhild Scholz Williams, Katharina Sykora, Harmen Thies, Stefanie Wolter und Johannes Zahlten.