Technik und Science-Fiction in der Vormoderne
Brigitte Burrichter, Dorothea Klein
Schon im Mittelalter träumten Wissenschaftler von
selbstbeweglichen Fahrzeugen („Automobilen“) und
Flugapparaten, und in den volkssprachigen Romanen
und Epen, die seit Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden,
treffen die Protagonisten auf kämpfende Roboter,
lauschen Musikautomaten mit singenden Vögeln und
bellenden Hunden oder besteigen eine Taucherglocke
zur Erforschung des Meeresbodens. Das Faszinosum des
Künstlichen und Automatenhaften war beträchtlich, und
nicht minder groß war der Reiz, die Lebensbedingungen
des Menschen durch technische Erfindungen zu verbessern
und Neues zu schaffen, das in der Natur so nicht
vorgesehen war. Vieles davon verblieb im Reich der
Phantasie, doch brachten Wissenschaftler, Architekten
und Handwerker auch eine bemerkenswerte Zahl technischer
Innovationen hervor. Sichtbares Zeichen solch
mittelalterlicher Erfindungskraft sind bis heute die gotischen
Kathedralen, die einen Glanzpunkt mittelalterlicher
Bautechnik darstellen. Indem dieser Sammelband
vormoderne Visionen, realisierte und nicht realisierbare,
in den Blick nimmt, macht er zugleich bewusst, wo die
Technikaffinität unserer Gegenwart ihren Ursprung hat.