Theaterhistoriographie
Kontinuitäten und Brüche in Diskurs und Praxis
Stefan Hulfeld, Andreas Kotte, Friedemann Kreuder
Gewöhnlich markieren der ‚Ursprung“ oder das ‚Ende“ von bestimmten theatralen Praktiken Eck- und Drehpunkte theaterhistorischer Darstellungen. Dabei werden die theoretischen Präsumtionen entsprechender Befunde kaum reflektiert, obwohl gerade in ihnen oft Grundpositionen der literaturzentrierten oder fortschrittsorientierten Historiographie weiter wirken. Woran sind aber Diagnosen zum Werden und Vergehen von Theaterformen überhaupt festzumachen? An der äußeren Erscheinungsform? An Bezeichnungen? An der Dokumentationslage? An der Funktion? An der Integration theatraler Praktiken in ein bestimmtes soziokulturelles Umfeld, also beispielsweise an den Trägerschaften oder am adressierten Publikum? Die Beantwortung solcher Fragen bestimmt letztlich darüber, ob der Verlauf von Theatergeschichte eher in weit verzweigten Transformationen innerhalb einer ‚longue durée“ oder in klar umrissenen Perioden gedacht wird. Aber nicht nur in der Formulierung von diachronen Verlaufslinien ist das Problem virulent, sondern auch in der synchronen Erforschung der Interdependenz verschiedener Theatertypen bzw. des Verhältnisses von theatralen Praktiken zu medialen Formen der kulturellen Kommunikation. Anhand von Untersuchungen zu Fallbeispielen aus unterschiedlichen Epochen von der Antike bis zur Postmoderne wird in dem geplanten Sammelband einerseits Theater im kulturellen Kontext problematisiert und werden andererseits theoretische Grundlagen unserer historisierenden Annäherungen an Theater reflektiert. Der Band versammelt damit nicht nur Einzelstudien namhafter Spezialisten zu den einzelnen Epochen und wendet sich damit an Fachwissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen – er kann auch von Studierenden als Einführung in unterschiedliche Methoden der Theaterhistoriographie, wie sie am jeweiligen Beispiel erläutert werden, gelesen werden.