Theodor Storm – Ernst Storm
Briefwechsel. Kritische Ausgabe
David A. Jackson
Der Band veröffentlicht erstmals die Briefe zwischen Theodor Storm und seinem zweitältesten Sohn vollständig und völlig unzensiert. Ernst Storm erweist sich in ihnen als willensschwacher Hypochonder, der einem ausschweifenden Studentenleben huldigte und der seinem Vater bis in die Berufsjahre als preußischer Amtsrichter durch Schuldenmacherei und Alkoholexzesse große Sorgen bereitete.
Die Briefe der späten 1860er und der frühen 1870er Jahre lassen erkennen, in welchem Teufelskreis von mangelnder schriftstellerischer Produktivität, finanziellen Sorgen, Überängstlichkeit und psychosomatischen Symptomen Theodor Storm steckte. Darüber hinaus wird deutlich, wie Storms großes Lebensprojekt scheiterte, seine Kinder zu erfolgreichen Bildungsbürgern und zu gleichberechtigten Gesprächspartnern zu erziehen.
In den Briefen der späten 1870er und 1880er Jahre kommen die Ängste Storms zum Ausdruck, die von der Syphiliserkrankung seiner beiden anderen Söhne verursacht wurden. Hans, der Älteste, scheitert beruflich und stirbt an den Folgen des Alkoholismus; Karl, der dritte Sohn Storms, kann den Ansprüchen seines Vaters nicht genügen und schlägt sich mehr schlecht als recht mit Musikstunden durchs Leben.
Die Briefe erlauben es dem Leser, die Zeit in Hademarschen (1880-1888) nüchterner als bisher zu beurteilen. Uns tritt kein altersweiser Schriftsteller entgegen, der von Amtspflichten entbunden eine letzte produktive Phase erlebt, sondern ein von schwerer Krankheit und den Sorgen um die Familie gezeichneter alter Mann, der ständig an seiner schöpferischen Kraft zweifelt.
Dennoch bietet der Briefwechsel faszinierende Einblicke in die Entstehung von Storms Spätwerk, das mit den Problemen des Familienlebens eng verknüpft ist.