Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung.
Nachdruck der 1. Auflage von 1912. Hrsg. und erg. um eine Einführung von Jochen Röpke - Olaf Stiller.
Jochen Röpke, Joseph Schumpeter, Olaf Stiller
Fünfundneunzig Jahre nach der Veröffentlichung der 1. Auflage von Schumpeters „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“ präsentiert der Verlag in einem Nachdruck die „Urauflage“ mit einer Einführung der Marburger Ökonomen Jochen Röpke und Olaf Stiller. Der Leser kommt so in den Genuß, die ungekürzte, 548 Seiten umfassende erste Auflage des frühen Schumpeterwerkes studieren zu können. Damit wird eine gänzlich neue Sicht dieses volkswirtschaftlichen Klassikers ermöglicht. Hatten Ökonomen bereits mit späteren, theoretisch „entschärften“ Auflagen Schwierigkeiten, müssen sie sich auf Überlegungen einstellen, die in ihrer Radikalität und Weitsicht von keinem Ökonomen der Entwicklungs- und Evolutionsökonomik bis heute erreicht wurden – würden sie Schumpeter 1911 lesen (können).
Insbesondere das zweite Kapitel, „Das Grundphänomen der wirtschaftlichen Entwicklung“, und das unbekannte siebente Kapitel, „Das Gesamtbild der Volkswirtschaft“, der ersten Auflage bedeuten einen enormen Mehrwert für die heutige wissenschaftliche Diskussion und bieten handlungspraktische Orientierung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Gerade Schumpeters Ruf nach einer neuen wissenschaftlichen Methode bzw. einem neuen theoretischen Ast für das Phänomen der Entwicklung ist für die moderne Ökonomie und die politische Steuerung von komplexen Innovationssystemen von zentraler Bedeutung. Die klare, in sich konsistente Entwicklungstheorie mit einem neuen Paradigma jenseits der „Neoklassik“ und der „reinen Ökonomie“ gibt Antworten auf Entwicklungs- und Wachstumsvorgänge in Volkswirtschaften, sei es für das Zeitalter der Automobile, des Internets und der Nano- und Biotechnologie.
Die Neuauflage gewährt daher nicht nur dem Fachmann neue Einsichten in das frühe Denken eines Theoriegenies, sondern jedem am Fortschritt der Wirtschaft und der Wirtschaftspolitk Interessierten junggebliebene Erkenntnisse und frische Argumente jenseits der Tagespolitik und der Medienroutine.
Wilhelm Lexis sieht in Schumpeters Erstlingswerken einen Ansatzpunkt zur Erklärung des gesamten Wirtschaftslebens: „Der Verfasser hat in seinem 1908 erschienenen Buche ‚Das Wesen und Hauptinhalt der theoretischen Nationalökonomie‘ eine abstrakte Theorie der reinen Oekonomie in dem von ihm angenommenen ’statischen‘ Zustande aufgestellt und er will diese in dem vorliegenden Werke durch eine Darstellung der volkswirtschaftlichen Dynamik ergänzen und dadurch von seinem Standpunkt die volle wissenschaftliche Erklärung des Wirtschaftlebens seiner heutigen Gestalt gewinnen.“ (Lexis, W.: J. A. S.: Die Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung, in: Jahrbücher für Nationalökonomik und Statistik, Nr. 3, 1913, S. 84)