Thomas Müntzer im deutschen Drama
Verteufelung, Apotheose und Kritik
Volkmar Sander
Thomas Müntzer ist eine der umstrittensten Gestalten der deutschen Geschichte. Das Verdammungsurteil Martin Luthers wurde erst im 19. Jahrhundert ernsthaft in Frage gestellt, und bis heute wird das Bild eines blutdürstigen Fanatikers von manchen Kritikern heraufbeschworen. Im Laufe der Zeit ist die Alternative Müntzer-Luther zu einem Sinnbild für die Entscheidung zwischen radikaler Veränderung und Reform geworden. Die vorliegende Arbeit unternimmt eine kritische Analyse der «Müntzerdramen», die zwischen 1624 und 1975 erschienen. Dabei wird mit Bezug auf die verschiedenen Strömungen der theologischen und historischen Müntzerforschung – das Verhältnis zwischen der Geschichtsauffassung und der Dramentechnik der einzelnen Dramatiker beleuchtet. Am Beispiel Müntzer werden die Entwicklung des deutschen Geschichtsdramas und die Aneignung des Kulturerbes dargelegt.