Tierliche Begegnungen
Lebende Tiere in der Installationskunst seit den 1990er Jahren
Tim Jegodzinski
Zebrafinken, die E-Gitarre spielen, ein Windhund mit magentafarbener Pfote oder Rentiere, die eine bewusstseinsverändernde Substanz produzieren – was machen lebendige Tiere in Kunstinstallationen? Und welche Erfahrungen können wir als Rezipierende dabei machen?
Installationen mit lebenden Tieren, die seit den 1990er Jahren enorme Konjunktur erfahren haben, wie zum Beispiel Mark Dions Library for the Birds of Antwerp (1993) oder Pierre Huyghes Untilled (2011–2012), lassen unvorhersehbare Aufführungssituationen entstehen, in denen wir als Rezipierende herausgefordert sind, ungewöhnliche Begegnungen mit den lebendigen Tieren kreativ zu erproben. So nehmen die Installationen auf genuin künstlerische Weise an den Debatten um ein neues Naturverständnis teil, die sich in Wissenschaft und Gesellschaft ebenfalls seit den 1990er Jahren intensivieren. Mit dezidiertem Fokus auf Installationskunst und mithilfe der Leibphänomenologie sowie Theorien zu einem neuen Mensch-Tier-Verhältnis wird in der vorliegenden Studie anhand von sechs künstlerischen Beispielen diskutiert, wie Kunst unser Verhältnis zu anderen Lebewesen verändern kann.