Über den Glauben
Josef Pieper
‚Niemand der glaubt, muss glauben. Glaube ist ein von Natur freier Akt. Die Einsicht in die Glaubwürdigkeit des Zeugen kann niemals dazu hinreichen, einen Menschen zum Glauben zu nötigen; und der Sachverhalt, dessen Offenbarkeit den Erkennenden sehr wohl zu bezwingen vermag, zeigt sich dem Glaubenden gerade nicht… Immer also ist der Glaubende, indem er glaubt, frei. Weil übrigens dies so ist, darum ist der Glaube ein in besonderem Maße unaufhellbares Phänomen. Nicht allein der religiöse Offenbarungsglaube, sondern auch das Glaubenschenken der Menschen untereinander ist, weil aus der Freiheit entspringend, von Natur dem Geheimnis benachbart und verwandt‘ (aus dem V. Kapitel).
Die Schriften Josef Piepers ‚zu den theologischen Tugenden Glaube, Hoffnung (Johannes Verlag Einsiedeln 22007) und Liebe lehren uns‘, schreibt Berthold Wald, ‚dass Platon und Aristoteles, Augustinus und Thomas von Aquin im Fluss der Jahrhunderte nichts von ihrer Aktualität verloren haben und – recht verstanden – besonders heute wieder etwas mitzuteilen haben‘.