Um 1968
Die Repräsentation der Dinge
Stefan Gauß, Wolfgang Ruppert, Uta C. Schmidt, Simone Tippach-Schneider, Sabine Weissler
Um 1968 vollzog sich ein gravierender Wandel in der Ausstattung von Wohnräumen. Dies war keineswegs nur Ausdruck der Studentenbewegung, der politisch wahrgenommenen Opposition gegen das „Establishment“ und deren symbolische Formen. Vielmehr sind in den sechziger Jahren weiterreichende zivilisationsgeschichtliche Wandlungen im Verhältnis der Menschen zu ihrer dinglichen Umwelt festzustellen. Der Modernisierungsschub im Erlebnis des Hörens (Stereoanlagen), des Informations- und Erfahrungsgewinns mit dem mobilen Blick in die Ferne (tragbarer Fernseher), die Umdefinition von Körperzonen und die dafür konzipierte Bekleidung einer neuen Beweglicheit (Minikleid, Strumpfhose) ging zunächst von Subkulturen aus, die mit dem Zeichenwert dieser Dinge zugleich ein distiktives Selbstverständnis „des Zeitgemäßen“ verbanden.
Ziel dieses Buches ist es, die historischen Kontexte einiger zentraler Leitobjekte transparent zu machen, sie als Ausdruck der epochalen Konfiguration zu verstehen und sie in ihrer längerfristigen zivilisationsgeschichtlichen Bedeutung zu bestimmen, sowie nach den Auseinandersetzungen der Akteure um symbolische Ordnungen zu fragen. Die politischen Kontroversen stehen in diesem Konzept am Rande. Es sollen vertiefte Einsichten in den Entwicklungsstand der Moderne zu diesem Zeitpunkt ermöglicht werden. Der vergleichende Blick zwischen West und Ost bringt Erkenntnisgewinn. Dieses Buch erscheint zu einer Ausstellung, die von der Arbeitsstelle für kulturgeschichtliche Studien der Hochschule der Künste Berlin in Kooperation mit dem Kulturamt des Berliner Bezirks Steglitz erarbeitet wird.