Unrests Welt
Weltverständnis und Ordnungsentwürfe in den Chroniken des Jakob Unrest
Jonas Sellin
Der Kärntner Geschichtsschreiber Jakob Unrest, der drei Chroniken – Österreichische Chronik, Kärntner Chronik, Ungarische Chronik – verfasst hat, zählt zu den bedeutendsten Chronisten des Spätmittelalters.
Unrest hängt noch den klassisch mittelalterlichen Vorstellungen einer Ständeordnung an, die er allerdings als zutiefst gestört empfindet. Elemente, die sich nicht in dieses Schema fügen, wie Stadtbürger und Kriegsführung durch Söldner, werden mit Unverständnis und Ablehnung betrachtet.
Seine Heimat Kärnten ist Kern einer Weltordnung, die rund um die miteinander verwobenen Hierarchien von Kirche und Reich aufgebaut ist und letztlich die gesamte Christenheit umfasst. Die Legitimität von Kaiser und Papst wird nicht angezweifelt, die einzelnen Amtsinhaber für ihre Fehler jedoch heftig angegriffen.
Obwohl immer wieder verbindende Elemente anklingen, erscheinen die meisten auswärtigen Mächte schon durch den Schwerpunkt der Chroniken auf kriegerische Ereignisse als feindlich. Einer der Hauptgründe, warum er immer wieder Kriege zwischen Christen verurteilt, ist, dass diese den von ihm ersehnten gemeinsamen Krieg gegen das Osmanische Reich verhindern. Außerhalb von Unrests christlicher Weltordnung stehen Türken, Juden und Häretiker. Insbesondere die Türken sind für ihn das Andere und der Feind schlechthin. Sie werden für Unrest zu Instrumenten Gottes, die die sündigen Christen strafen und zu Buße und Besserung zwingen.
Es zeigt sich, dass die verschiedenen behandelten Faktoren in den Chroniken allesamt der Schaffung einer regionalen Identität dienen. Unrests Welt wird stets auf seine Heimat Kärnten hin gedacht. Das Reich, die Ständelehre, die Konfrontation mit dem Fremden und Feindlichen, alles trägt dazu bei, ein ganz bestimmtes Bild Kärntens zu konstruieren. Alles Handeln hat bei Unrest auch eine heilsgeschichtliche Dimension, seine ideale Weltordnung ist zugleich Abbild der himmlischen Ordnung.