Unternehmerische Entscheidungen als pflichtwidrige Untreuehandlungen.
Dargestellt am Beispiel von Bestechungszahlungen zugunsten eines Unternehmens.
Victoria Ibold
Der Untreuetatbestand gehört zu einem der am meisten diskutierten Themen der Strafrechtswissenschaft. Dies gilt insbesondere für die Frage, inwieweit unternehmerische Entscheidungen, vor allem solche, die der Wirtschaftskorruption zuzuordnen sind, von § 266 StGB erfasst werden können. Victoria Ibold widmet sich dieser Frage unter dem Blickwinkel des Merkmals der Pflichtwidrigkeit. Die Autorin nähert sich der Problematik durch interdisziplinäre Ansätze: Zum einen untersucht sie mit Hilfe wirtschaftswissenschaftlicher Analysemethoden, ob und unter welchen Voraussetzungen speziell die unternehmerische Entscheidung zu bestechen nützlich für ein Unternehmen ist; zum anderen ermittelt sie im Hinblick auf die akzessorische Ausgestaltung des Merkmals der Pflichtwidrigkeit zunächst die Voraussetzungen für eine „unternehmensrechtliche“ Pflichtwidrigkeit unternehmerischer Entscheidungen.
Die Autorin plädiert im Ergebnis für eine restriktive, am Unrechtsgehalt der Untreue orientierte Auslegung der „untreuespezifischen“ Pflichtwidrigkeit, die auch die Einbeziehung ökonomischer Nutzenerwägungen gestattet. Hierfür schlägt sie eine vermögensinteressenbezogene Auslegung vor, die im Fall einer unternehmerischen Entscheidung eine Orientierung am Gesellschaftsinteresse erfordert.