Untersuchungen zur rationellen Durchfärbbarkeit von Bastfasergarnen
Ingeborg Lambrinoû
Die Tatsache, daß sich Bastfasergarne schwerer färben lassen als andere Zellulosefasern, ist bekannt. Weniger klare Vorstellungen dürften aber in der verarbeitenden Industrie über die verschiedenen Ursachen der ge ringen Farbstoffaufnahmefähigkeit der Bastfaser herrschen. Deshalb seien an den Anfang dieser Arbeit einige Betrachtungen gesetzt, die dazu bei tragen sollen, die vorhandenen Schwierigkeiten zu erläutern und zWar am Beispiel der Leinengarne, die für eine Echtfärbung in erster Linie in Frage kommen. Bekanntlich werden die Flachsrohfasern aus einer Anzahl – im Querschnitt betrachtet bis etwa 20 – miteinander verkitteter elementarer Fasern ge bildet. Nebenher sei gesagt, daß diese Kittsubstanzen – Pektine – in ihrer chemischen Konstitution sehr heterogen und in manchen Punkten noch unklar sind. Dazu kommen zahlreiche „verunreinigende“ Stoffe (Begleitsubstanzen), die der Faser mehr oder weniger fest anhaften, wie Wachse, Eiweiß, Gerb stoffs, verschiedene Zuckerarten, selbst Stärke, die aus den verbliebe nen Zellresten des Pflanzenstengels stammen. Bastfasern erscheinen im Querschnitt vergrößert betrachtet wie ein Mauerwerk, in dem jeder Stein der Form seiner Nachbarn angepaßt wurde.