Ursprüngliche und physikalische Zeit.
Ewald Richter
Das Problem der »Zeit« betrifft Philosophie und Wissenschaften gleichermaßen. Die Frage, wie das »Dasein« die Zeit als »Offenheit« für das Verstehen in Anspruch nimmt, ist das zentrale Thema von Heideggers grundlegendem Werk »Sein und Zeit«. Dem Verfasser der hier vorliegenden Arbeit geht es zunächst darum, schrittweise darzutun, daß und wie Heideggers Aufweis der »ekstatischen Zeitlichkeit des Daseins« hineingehört in die Bearbeitung seiner Grundfrage nach dem »Innestehen des Menschen in der Offenheit des Seins«. Er leitet von hier aus über zum speziellen Entwurf der mathematischen Naturwissenschaft, dem ein schon offener Bereich zugrunde liegt. In der Überzeugung, daß die Physik sich der Frage nach den konstitutiven Momenten ihres Entwurfes und der weiteren Rückfrage in das Gründende nicht entziehen kann, werden Begründungsversuche zur Physik als erfolgversprechend eingestuft, die Postulate aus der »Möglichkeit der Erfahrung« zu gewinnen suchen und hierbei im Einklang stehen mit den schon vorausgesetzten »Modi der Zeit«. Zu diesem Punkt werden Arbeiten C. F. von Weizsäckers, insbesondere dessen »Logik zeitlicher Aussagen«, ausführlich besprochen. Ein auf Logik, Mathematik und Physik gemeinsam zu beziehender konstruktiver Gesichtspunkt, der nicht zuletzt Konsequenzen für die Deutung der Quantentheorie hat, wird an Hand von konkreten Beispielen herausgearbeitet. Diese Beispiele, die z. T. auf Werke von Weyl, Brouwer und Heyting zurückgreifen, sind so gewählt, daß sie sich der Annahme einer »An-sich-Wahrheit« gerade in solchen Fällen widersetzen, in denen sinnvoll von »futurischer Möglichkeit« bezogen auf künftige Beweise bzw. Entscheidungen durch Messung gesprochen werden kann.