Vandalen, Barbaren und Arianer bei Victor von Vita
Tankred Howe
Im Jahre 429 n.Chr. besetzten die Vandalen die nordafrikanischen Provinzen des Römischen Reiches und begründeten für gut ein Jahrhundert ein Königreich. Hervorstechendste Begleiterscheinung ihrer Herrschaft war die massive Auseinandersetzung zwischen dem arianischen Glauben, den die vandalischen Könige beförderten, und dem Katholizismus der provinzialrömischen Bevölkerung. Hauptquelle für diese Ereignisse ist die Historia Persecutionis Africanae Provinciae des Victor von Vita.
Darstellungsmuster und Argumentationsstrukturen der Historia werden im Spannungsfeld zwischen Barbarentopik und Häresiologie eingehend untersucht. Im Mittelpunkt steht die selbstbewußte Religionspolitik der vandalischen Könige, die sich entgegen der Darstellung Victors als durchaus erfolgreich erweist. Der innertextliche Untersuchungsansatz legt auch offen, daß die ethnischen Identitäten mit den konfessionellen weit weniger übereinstimmten, als Victor dies in seiner Darstellung nahezulegen sucht. Voraussetzung für diese Ergebnisse ist eine revidierte Deutung der zeitgleich mit Victors Werk entstandenen Notitia Provinciarum, einer afrikanischen Bischofsliste. Die Arbeit schließt mit einer neuen Gesamtdeutung von Victors Werk.