Verwirklichte Poesie
Eine Erich-Köhler-Annäherung
Gerd Hallaschk, Petra Köhler, Karl Spaeth
Erich Köhler (1928-2003) hinterließ ein umfangreiches Werk von zeitloser Bedeutung, das die sozialistische Wirklichkeit der DDR mit revolutionärer Zuversicht und wegweisender Kritik beim Aufbau einer neuen, menschenwürdigen gesellschaftsordnung widerspiegelt. Dabei ging es ihm um „die schutzwürdige Alternative zur bisherigen deutschen Geschichte“. Um historisch schlüssig zu sein, kann jede angemessene Kritik nur von diesem Anspruch ausgehen und folglich nur an diesem gemessen werden. Köhler unterwarf sich zugleich nie dem flachen Alltagsdenken vorgeblich sozialistische Zwänge, sondern kritisierte überkommenes bürgerliches Besitzstandsdenken, wobei er notwendige neue Wege aufzeigte. Diesen Beweggründen folgend gelang es ihm, übergreifende Forderungen an gesellschaftliches Bewusstsein zu richten, das den Weg „aus den Niederungen der Menschheit hinaus“ befestigen muss – womit er sich vom späteren Realsozialismus entfernte, und was von ihm sagen lässt, er sei seiner Zeit um zwanzig Jagre voraus. Das stimmte, wenn auch tatsächlich der Sozialismus zurückgefallen war. Teils tragen seine Schriften prophetische Züge, die heute weniger denn je davon abhalten können, das Wesen der Impulse als stets gültig und als jenseits der Jahrhunderte erkennen zu lassen. Hier wurden Texte in inhaltlichem Bezug aufeinander zusammengestellt, die den außergewöhnlichen Beitrag einer außergewöhnlichen Persönlichkeit verdeutlichen sollen.