Visual Aspects of Scribal Culture in Ashkenaz
Shaping The Small Book of Commandments (SeMaK)
Ingrid M. Kaufmann
Die spätmittelalterlichen ashkenazischen Handschriften des Kleinen Buchs der Gebote (Sefer Mitzvot Katan, Akronym: SeMaK) des Isaak von Corbeil zeugen von einer visuellen Schreiberkultur, in der sich rabbinisches Wissen und Frömmigkeit mit gestalterischer Freiheit verbinden. Die Studie behandelt Entstehung, Beschaffenheit und Verbreitung der Manuskripte des SeMaK. Sie konzentriert sich auf das Buch als Artefakt. Im Mittelpunkt stehen die Materialität, die künstlerische Ausstattung sowie individuelle Ergänzungen seitens der Schreiber. Mit dem Akt des Schreibens und Gestaltens eigneten sie sich den Text gleichsam an und verliehen ihm eine eigene Prägung. Dabei bedienten sie sich einer visuellen Sprache, oder besser Sprachen, die eine Zwischenstellung zwischen reiner Schreibkultur und reiner Malkultur einnehmen. In diesem „Dazwischen“ entstanden Kreationen, die von der mise en page bis zu Randzeichnungen und Kritzeleien etwas Spontanes aufweisen. Die Untersuchung der paratextlichen Elemente weitet das Wissen um die jüdische Schreiberkultur und gibt Einblicke in die Buchkunst, die materielle Kultur, das jüdisch-christliche Zusammenleben des Mittelalters und beleuchtet jüdische Wertvorstellungen, Ideale und eschatologische Hoffnungen.